Buch-Vorstellung: Bertone – Pioniere des Autodesigns

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Was für eine Mammutaufgabe, ein Buch mit allen Bertone-Entwürfen schreiben zu wollen! Schnell fallen jedem Autonarren eine Vielzahl von Bertones Meisterwerken ein. Alle 320 Stück wird kaum einer zusammenbringen, geschweige denn in richtiger Reihenfolge. Roger Gloor hat sich herangewagt und auf über 300 Seiten eine vollständige Chronologie zu Bertone geschaffen, die seinesgleichen sucht. Nun ist Roger Gloor auch kein Unbekannter, er ist Fachjournalist der Schweizer Automobil Revue. Deren Automobilkataloge sind als Nachschlagewerke hoch geschätzt. Nur mit diesem Hintergrund ist so ein umfassendes Buch, wie es nun im OLMS Verlag erschienen ist, überhaupt erst möglich. Die akribische Archivarbeit und die Schwierigkeit der vollständigen Zusammenstellung ist nicht zu unterschätzen. Bertone ist schließlich keine Produktionsfirma mit klar nachvollziehbaren Produktionskatalogen, sondern ein Kreativbüro mit über hundertjähriger Geschichte – das zudem nie Wert auf ein eigenes Museum oder Archiv legte.

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Über die Blütezeit des Autodesigns

Von den Anfangstagen als 1912 eröffnete Karosseriewerkstatt zur Blütezeit des Autodesigns, von formschönen Alltagsautos zu keilförmigen Konzeptstudien, alles von Bertone ist in diesem Buch vertreten. Natürlich auch die weniger rühmlichen letzten Jahre, als unabhängige Designbüros an Bedeutung verloren und interne Streitigkeiten den Fortbestand der Firma weiter erschwerten, bevor 2014 endgültig Schluss war. Viel Geschichte also, die sich als solch umfassende Chronik nicht wirklich flüssig lesen lässt. Wie aus anderen Nachschlagewerken Gloors bereits bekannt, zieht sich der Text in jeweils drei Spalten pro Seite nahezu in einem Stück durch das ganze Buch. Eine Kapiteleinteilung gibt es nicht, nur kleine Überschriften innerhalb des Textes. Ein Verzeichnis hilft aber natürlich beim Nachschlagen.

Bertone – Werkverzeichnis statt Bildband

Auch wenn es das wunderschöne Titelbild mit Nuccio Bertone und dem Carabo von 1968 zunächst vermuten lässt, so handelt es sich mitnichten um einen Bildband mit Fotos der schönsten Bertone-Fahrzeuge. Nein, es ist das erste Bertone-Werkverzeichnis. Die Information steht hier im Vordergrund, nicht die Qualität der Abbildung. Ergänzt wird das Buch mit einem enormen Anhang, der weitere Informationen, ein Interview mit Nuccio Bertone, einen Exkurs über Modellautos usw. enthält. Für echte Fans und Chronisten ist das Buch trotz des Preises von 88 EUR ein Muss, denn so viele fundierte Informationen wird man über Bertone nirgends sonst finden. Und wer sich noch nicht entscheiden kann: bis 31.12.20 gilt beim OLMS-Verlag noch der Subskriptionspreis von 68 EUR.

 

 

Bertone – Pioniere des Autodesigns

Roger Gloor

Olms Verlag, 2020

324 Seiten, über 1.200 Abbildungen, 300 x 220 mm

Text: D

88,00 € (bis zum 31.12.20: 68,00 €)

ISBN: 978-3-487-08632-3

Text/ Foto: Michael Jülicher

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