Buch-Vorstellung: The Goddess – La Déesse

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Der Citroën DS war bereits auf dem Pariser Autosalon 1955 ein Star. Und schon bald danach wurde auch in Deutschland über den „richtigen Umgang mit einer Göttin“ philosophiert. Es war nur folgerichtig sie auch im deutschen Sprachgebrauch mit weiblichem Artikel zu belegen und zu versuchen sie zu verstehen. Da das bei Göttinen und Diven nicht so einfach ist, hilft einem dieses kleine englischsprachige Büchlein des Schweizer Architekten Christian Sumi. Auf über 200 Seiten wird die DS analysiert, interpretiert und (im wahrsten Wortsinne) zerlegt. So wie die Formensprache zerlegt wird, wird auch das Auto selbst Schritt für Schritt auseinandergebaut. Da macht unabhängig vom wissenschaftlichen Ansatz das Betrachten der grafisch ansprechenden Fotos durchaus Freude.

foto bild citroen ds buch the goddess lars müller

 

Was ist ein semantisches Vakuum? – Die Analyse einer Göttin

Neben dem Design werden auch philosophische Ansätze angeführt. Dabei lernt man die Göttin mit ganz anderen Augen zu sehen und sieht Dinge, von denen man bislang nicht wusste, dass man sie überhaupt sehen kann. Immerhin erlauben es die kurzen Texte dem Leser selbst, zu entscheiden wie tief er jetzt tatsächlich einsteigen mag. Der eine mag es als skurrile Abwechslung zu anderen Autobüchern sehen, für den anderen ist es eine andere Metaebene in der Beziehung zu einem göttlichen Wesen. Interessant ist es allemal anhand zweier Fahrzeuge, einer ID von 1959 und einer DS von 1973, im direkten Vergleich feine Unterschiede und spannende Designelemente zu entdecken.

 

Abwechslung im Buchregal

Die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Aspekt der DS umfasst nicht nur Design und Philosophie, sondern auch ein umfangreiches Kapitel zur Werbung. Hier wird das grafische Design der Prospekte und Kataloge vorgestellt mit denen das bei Individualisten schon immer beliebte Auto damals beworben wurde. Abgerundet wird das Buch mit Fotos vom Autofriedhof . Und noch während man überlegt, ob dieser fotografische Abschluss ins Buch passt, philosophiert man schon selbst über die Vergänglichkeit göttlicher Wesen.

Für den DS-Freund ist dieses Buch also eine erfrischende Abwechslung. Wer offen für eine andere Sichtweise und eine tiefgründige Betrachtung ist, der findet hier Gefallen. Da sind 35 EUR nicht ganz billig, aber angesichts der künstlerischen Anmutung des Buches von Lars Müller Publishing durchaus angemessen.

 

The Goddess – La Déesse: Investigations on the Legendary Citroën DS

Christian Sumi

Lars Müller Publishers, 2020

232 Seiten, 198 Abbildungen, 245 x 165 mm

Text: GB

35,00 EUR

ISBN: 978-3-03778-626-0

Text/ Foto: Michael Jülicher

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