Die Sonne vetreibt die nächtlichen Regenwolken, als wolle sie den ganzen Ärger des Corona-Jahres 2020 beiseite schieben. Neben den wirklich wichtigen Dingen des Lebens, war es auch für Oldtimerfreunde und ihr liebstes Hobby ein ganz schwarzes Jahr. Absagen fast aller Events, selbst Treffen in lustiger Runde waren nicht möglich. Anders an diesem kalten, aber sonnigen Herbstmorgen auf dem ehemaligen Flugfeld Pferdsfeld. Das zur Teststrecke der Autoindustrie umgebaute Gelände, öffnete exklusiv für das Pista e Piloti Gran Premio Alfa Romeo Event 2020! Veranstalter Marco Wimmer war es gelungen, zwar ohne Besucher, aber mit einem passenden Hygienekonzept und verantwortungsvollen Teilnehmern, diesen noch jungen Event auch im Covid-Jahr 2020 durchführen zu können. Einher ging damit auch der Umzug vom Pista e Piloti Event 2018/2019 aus dem Odenwald in die Hunsrück-Region.
„Freude rein – Covid-19 raus!”
Praktisch ausgehungert nach freiem Altblech-Fahren, Benzingesprächen und dem Geruch nach Öl und Reifenabrieb, waren die Startplätze schnell vergeben.
Und dass, obwohl sich die Anzahl von 80 auf 150 Fahrzeuge schon verdoppelt hatte. Kein Wunder, für bescheidene 250 Euro Startgeld, darf man vier Mal am Tag für je 20 min. auf eine top vorbereitete Rennstrecke gehen. Wobei, und dies betont Veranstalter Marco Wimmer explizit, es geht nicht um ein Rennen! Zwar ist die Ursprungsidee die alten Flugplatzrennen der 1960er und 70er Jahre wieder aufleben zu lassen, aber nur idealistisch. So findet auch keine Zeitnahme statt und es gibt auch keine Pokale. Dies nimmt den Druck raus und vereinfacht die Möglichkeit, auch für Ungeübte sich einmal für kleines Geld mit Ihrem vorzugsweise italienischen Klassiker auf einer Rennstrecke austesten zu können.
„Pista e Piloti zeigt – Nicht jeder ist ein Merzario oder Hezeman!“
Die sechs Rennklassen sind entsprechend den Fahrzuegen gut eingeteilt. So hört die Vorkriegsklasse auf den klangvollen Namen „Gran Premio Nuvolari“, die schnelleren Teilnehmer sind in der „Coppa Veloce“ Klasse vereint und Alfasud, na klar, starten in der „Trofeo Alfasud Revival“.
Den ganzen Renntag, modern würde man wohl Trackday sagen, zeichnet ein grandioses Miteinander aus. Allora, natürlich hat man in einem ehemaligen Renn-Alfa Romeo, Lancia oder Abarth am Volant drehend mehr Ehrgeiz, als ein Touristenfahrer. Aber es wird sich nicht breit gemacht und niemand absichtlich auf die Wiese geschickt. Wenn einer mal den Asphalt am Kurvenausgang verlassen hat, dann eher, weil er merkte, doch nicht Andrea de Adamich auf seiner Rekordrunde am Nürburgring zu sein.
„Sonne, Pizza, Benzin-Gespräche in der Hunsrücker Toskana!“
Der wesentliche Kern des Pista e Piloti ist das Ausleben von Freude und Enthusiasmus für italienische Klassiker und das Beisammensein in geselliger Runde. Und als könnte es keiner abwarten, waren auch alle pünktlich am frühen Morgen vor Ort, als Profi-Rennfahrer Christian Menzel das Fahrerbriefing abhielt. Dazu waberte der Duft von Espresso, Pizza und Benzin in einer Art Sinuskurve an der Nase vorbei.
Wir bestaunen eine ganze Armada von historischen Fahrzeugen, nicht nur aus italienischen Autofabriken kommen. Denn kommen sollten bitte auch die ehemaligen Konkurrenten von Alfa, Fiat, Lancia und Co.! Ob BMW 3.0 CSL, Opel Ascona A Rallye, Ford RS oder Porsche 911, sie werden heute gerne in der italienischen Freundesrunde aufgenommen. Zwischen einer Armada von Alfasud, GTV und Alfa 75 Modellen, dem letzten Alfa Romeo mit Hinterradantrieb.
Dieses Jahr gab es beim Pista e Piloti Event auf dem Flugplatz Pferdsfeld auch noch einen ganz besonderen Alfa Romeo zu bestaunen. Den letztes Jahr „gefundenen“ Alfa Romeo Giulia SZ brachte ein Alfista neben einem seltenen TZ1 auch mit in den Hunsrück. Und das Schönste, ohne Absperrungen und theadralischem Gehabe konnte man den Wagen im Fahrerlager und auf der Strecke bestaunen. Weil auch jeder der Oldtimerfreunde Respekt vor dem automobilen Kulturgut des Anderen hat. Auf social media gibt es dafür eine Bezeichnung: #racingwithfriends !
Una giornata meravigliosa, ci vediamo di nuovo nel 2021
Text + Foto: Bernd Schweickard